Leitfaden zur histologischen Bearbeitung von Ratten- und Mäuseorganen: Teile 1 – 3
Eine gemeinsame Publikation der Gruppen RITA*) und NACAD**)

Anmerkung
Der folgende Text wurde im wesentlichen aus Teil 1 der Publikationsserie entnommen und dient als kurze Einführung. Wenn es notwendig war, wurden Abschnitte aus den Teilen 2 oder 3 hinzugefügt. Am Ende finden Sie zusätzliche Informationen in Bezug auf diese Website sowie eine Liste aller Autoren der 3 Teile.

Allgemeine Anleitung und Abbildungen in den Organbeschreibungen
Der überarbeitete und ergänzte Bearbeitungsleitfaden wurde als Serie von drei Artikeln publiziert. Die Beschreibungen werden entsprechend den Organsystemen Organ für Organ dargestellt. Im Allgemeinen trifft jede Organbeschreibung auf Ratten- und Mäusegewebe zu, aber die meisten der Übersichtsfotos (nativ) und histologischen Abbildungen stammen von der Ratte. Bestehende Differenzen zwischen den beiden Spezies werden im Text beschrieben.

Für jedes Organ werden folgende Informationen gegeben:

  1. Lokalisation: anatomische Lage oder Teil des Organs von dem die Probe entnommen wird, z.B. Lappen.

  2. Anzahl der Proben: Anzahl der Organe, z.B. beide für paarige Organe, oder Organteile welche für die Auswertung präpariert werden (nicht notwendiger Weise identisch mit der Anzahl der Schnitte oder Blöcke).

  3. Schnittrichtung: Richtung (Schnittfläche), in der ein Organ während des Zuschnittes (Trimmens) oder des Mikrotomierens geschnitten werden soll (beachten Sie auch die Anmerkungen am Ende des Kapitels). Die vorgeschlagene Richtung ist in grün dargestellt und optionale Schnitte werden, soweit vorhanden, blau dargestellt (siehe Abb. 1 zur Erklärung der benutzten Symbole).

                                       
    a b c
    Abb. 1: Symbole, die in den Zeichnungen und/oder Übersichtsfotografien zur Darstellung der Schnittrichtung verwendet werden. a: Schnittrichtung parallel zur Bildebene, b: Schnittrichtung senkrecht zur Bildebene, c: Schnittrichtung, 3-D

  4. Probengröße: Der Bereich eines Organs, der für die Cassette ausgewählt wurde. Die Probengröße wird durch die Organgröße bestimmt. Für eine optimale Fixierung sollte die Probendicke 3–5 mm nicht überschreiten. Der zu untersuchende Bereich sollte generell so groß wie möglich sein und die relevanten anatomischen Strukturen enthalten. Die Probe kann an die Cassette angepasst werden, z.B. durch Zuschneiden des Randes.

  5. Bemerkungen: Diese geben ergänzende Informationen wie zum Beispiel die Instillation der Lunge oder der Harnblase, zusätzliche optionale Schnitte oder die Platzierung der Probe in der Cassette.

  6. Schemazeichnungen oder Übersichtsfotos liegen für jedes Organ vor.
    Die Schnittebene ist normalerweise in beiden Abbildungen markiert. Einige der Übersichtsfotografien zeigen das Organ und den zuzuschneidenden Bereich in situ. Dies dient jedoch nur zur Orientierung und vor dem Zuschneiden muss das Organ bzw. das Gewebe entnommen werden. Das Zuschneiden (Trimmen) wird als nächster Schritt durchgeführt, entweder am Frischgewebe oder in den meisten Fällen nach der Fixation des Organs. Die meisten Übersichtsfotos wurden an frischem, unfixiertem Gewebe aufgenommen. Nach der Fixierung können Gewebeschrumpfung und Farbveränderungen teilweise zu leichten Abweichungen von den gezeigten Fotos führen.

  7. Die Abbildung eines Hämatoxilin und Eosin (H&E) gefärbten Schnittes zeigt die empfohlene Schnittebene (manchmal auch den optionalen Schnitt). Typische Strukturen werden wenn notwendig markiert. Für die Routine wird 10%iges gepuffertes Formalin (= 4%ige Formaldehydlösung) empfohlen. Für einige Abbildungen wurden die Organe in Davidsonscher Lösung fixiert. Dies wurde in der Bildlegende nicht vermerkt, weil bei niedriger Vergrößerung kein Einfluss auf den Gewebeerhalt erkennbar wird. Wenn ein spezielles Fixativ für ein einzelnes Organ angebracht ist, wird es im Organmanuskript erwähnt (z.B. Auge, Nieren oder Hoden).

  8. Hilfsmittel: Besondere Hilfsmittel, wie spezielle Cassetten, Werkzeuge usw. werden im Text beschrieben.

  9. Zusätzliche Schnitte: Wenn nötig, sind die Gründe für bestimmte Schnittebenen oder Stufenschnitte, die von der RITA/NACAD Gruppe empfohlen werden, angegeben.

  10. Literaturhinweise: Spezielle Literatur zu den einzelnen Organen wird zitiert und am Ende der Beschreibung zusammengefasst.

In den Beschreibungen werden folgende Termini zur Bestimmung der Zuschneide- (Trimm-)Richtungen benutzt (siehe auch Abb. 2 mit einer schematischen Darstellung der dazugehörigen Schnittebenen):

Nimmt man entweder den "Körper", ein "ganzes Organ" oder "Organteil" (z.B. einen Leberlappen oder ein Gehirnteil) als Bezugsgröße, ist es relativ einfach unter Verwendung der drei oben genannten Termini präzise die Zuschneiderichtung anzugeben. Man vermeidet damit die Vielzahl anatomischer Begriffe und verwirrendender Synonyme, die in der Literatur benutzt werden. Die schematischen Zeichnungen und/oder die Übersichtsfotos der Organe, enthalten jeweils die Zuschneiderichtungen als farbige Linien oder Symbole. Dies dient der Hilfe bei der Orientierung und Identifizierung des korrekten Schnittes.

Deutsche Bezeichnungen von in den Beschreibungen benutzten anatomischen Begriffen:
anterio:vorne stehend oder liegend, Vorder-
caudal:schwanzwärts, zum hinteren Körperende hin
cranial:kopfwärts, zum vorderen Körperende hin
distal:entfernt, weiter vom Rumpf entfernt (z.B. bei Extremitäten)
dorsal:zum Rücken gehörig, zum Rücken hin liegend, rückseitig
lateral:seitlich, seitwärts, auswärts
medial:nach der Mittelebene des Körpers zu gelegen, mittelwärts, einwärts, zur Mitte hin
median:an der Mittellinie; Ebene, die den Körper in longitudinal vertikaler Richtung in 2 gleiche Hälften teilt.
parietal:seitlich, wandständig
proximal:zunächst, in der Nähe, rumpfwärts gelegen (z.B. bei Extremitäten)
rostral:schnauzenwärts
ventral:zum Bauch gehörig, zum Bauch hin liegend, bauchseitig
visceral:eingeweideseitig, die Eingeweide betreffend, Eingeweide-
Zusammengesetzte Begriffe, z.B.:
anterio-ventral:vorne bauchseitig (unten)
paramedian:neben der Mittellinie gelegen; Ebene parallel zur Medianebene
ventrolateral:Bauchseite seitlich

Internet-Version
Zusätzlich zu den Daten aus den gedruckten Publikationen enthält die Internet-Version folgende Besonderheiten:

Navigation: Organbeschreibungen können anhand einer nach Organsystemen strukturierten ( ) oder einer alphabetisch sortierten Liste ( ) ausgewählt werden.

Größere Abbildungen: Alle Abbildungen sind in Vergrößerung vorhanden: Ein Klick auf eines der Bilder in der Organbeschreibung stellt die Vergrößerung dar. Miniaturbilder auf der rechten Seite können zur weiteren Auswahl verwendet werden. Mit einem Klick auf den -Knopf kehrt man zur Beschreibung zurück.

Interaktiver Modus: Organe, bei denen mehr als eine Schnittrichtung definiert ist, können im interaktiven Modus angesehen werden ( ). Wenn Sie mit der Maus über einer der grünen oder blauen Linien in den schematischen Zeichnungen oder Übersichtsfotografien verweilen, wird das zugehörige histologische Bild angezeigt. Ein Klick auf die Linie zeigt die vergrößerte Abbildung an. Mit einem Klick auf den -Knopf kehrt man zur Beschreibung zurück.

Abstracts aus PubMed: Wenn ein Abstract zu einem Literaturzitat in PubMed enthalten ist, kann dieses mit einem Klick auf das Symbol angezeigt werden.

Guidelines-Übersicht: Eine Tabelle am Ende jeder Organ-Beschreibung stellt in einer Übersicht zusammen, welche Guidelines die Bearbeitung eines bestimmtes Organs erfordern. Die Quellen für diese Information sind auf einer eigenen Seite aufgeführt.

Allgemeine Literaturhinweise
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BOORMAN GA, EUSTIS SL, ELWELL MR, et al. (eds): Pathology of the Fischer rat. Reference and atlas. Academic Press, San Diego, New York, London, 1990.
BONO CD, ELWELL MR, ROGERS K: Necropsy techniques with standard collection and trimming of tissues. In: KRINKE GJ (ed) The laboratory rat. Academic Press, San Diego San Francisco New York, 2000; pp 569-600.
CRISSMAN JW, GOODMAN DG, HILDEBRANDT PK, et al: Best practice guideline: toxicologic histopathology. Toxicol Pathol 2004; 32: 126-131.
DESCHL U, KITTEL B, RITTINGHAUSEN S, et al.: The value of historical control data-scientific advantages for pathologists, industry and agencies. Toxicol Pathol 2002; 30: 80-87.
HASCHEK WM, ROUSSEAUX CC, WALLIG MA (eds): Handbook of toxicologic pathology. 2nd edition, Academic Press San Francisco New York, 2002.
HEBEL R, STROMBERG MW: Anatomy and embryology of the laboratory rat. BioMed, Wörthsee, 1986.
KEENAN C, HUGHES-EARLE A, CASE M, et al.: The North American Control Animal Database: a resource based on standardized nomenclature and diagnostic criteria. Toxicol Pathol 2002; 30: 75-79.
KRINKE GJ (ed): The laboratory rat. Academic Press, San Diego San Francisco New York, 2000.
LEBLANC B: Pathology and tissue sampling protocols for rodent carcinogenicity studies; time for revision. Toxicol Pathol 2000; 28: 628-633.
MARONPOT RR, BOORMAN GA, GAUL BW (eds): Pathology of the mouse. Reference and atlas. Cache River Press, Vienna, 1999.
MOHR U (Editor): International classification of rodent tumours, Part 1: The rat. IARC Scientific Publications No. 122, Lyon, 1992 - 1997 (10 fascicles).
MOHR U (Editorial): RITA – Registry of Industrial Toxicology Animal-data: Optimization of carcinogenicity bioassays. Exp Toxic Pathol 1999; 51: 461-475.
MOHR U (Editor): International classification of rodent tumors, The Mouse. Springer, Berlin Heidelberg New York, 2001.
MORAWIETZ G, RITTINGHAUSEN S: Variations in prevalence of endocrine tumors among different colonies of rats? A retrospective study in the Hannover Tumor REGISTRY Data Base. Arch Toxicol 1992; Supl 15: 205-214.
MORAWIETZ G, RITTINGHAUSEN S, MOHR U: RITA – Registry of Industrial Toxicology Animal-data – Progress of the working group. Exp Toxic Pathol 1992; 44: 301-309.


Autoren von Teil 1 – 3
AXEL BUBE [3]
Drug Safety Evaluation Pathology, Aventis Pharma Deutschland GmbH, Hattersheim, Deutschland
ULRICH DESCHL [1]
Department of Nonclinical Drug Safety, Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co KG, Biberach, Deutschland
PAUL DESLEX [1]
Department of Pathology, Pfizer Centre Recherche, Amboise, Frankreich
MICHAEL R. ELWELL [2]
Department of Pathology, Pfizer, Inc., Groton, CT, USA
SABINE HALM [3]
Department of Toxicology/Pathology/Animal Care, Abbott GmbH Co. KG, Ludwigshafen, Deutschland
JÜRGEN HELLMANN [3]
Institute of Toxicology, Merck KGaA, Darmstadt, Deutschland
ANKE HEUSER [3]
Institute of Pathology and Toxicology, ALTANA Pharma AG, Hamburg, Deutschland
KEVIN KEANE [3]
Schering-Plough Research Institute, Lafayette, NJ, USA
CHARLOTTE KEENAN [1]
Department of Preclinical Research and Development, Adolor Corporation, Malvern, USA
JAN KLAPWIJK [2]
Department of Pathology, Pharmacia Italia S.p.A., Gruppo Pfizer Inc., Nerviano, Italien
BARBARA LENZ [2]
Department of Toxicology, Hoffmann-LaRoche AG, Basel, Schweiz
BIRGIT KITTEL [1,2,3]
Department of Product Safety, Regulations, Toxicology and Ecology, BASF AG, Ludwigshafen, Deutschland
CHARLES R. MAHRT [1]
Department of Preclinical Toxicology, Pharmacia Corporation, Kalamazoo, MI., USA
GERD MORAWIETZ [1,2,3]
Department of Information Technology and Databases, Fraunhofer Institute of Toxicology and Experimental Medicine, Hannover, Deutschland
THOMAS NOLTE [1]
Department of Nonclinical Drug Safety, Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co KG, Biberach, Deutschland
M. GERARD O'SULLIVAN [2]
Department of Pathology/Toxicology, 3M Pharmaceuticals, St. Paul, MN, USA
MERVYN ROBINSON [1]
Department of Regulatory Toxicology, Syngenta CTL, Alderley Park, Macclesfield, England
DANIEL R. ROTH [2]
Department of Pathology, Novartis Pharma AG, Basel, Schweiz
CHRISTINE RUEHL-FEHLERT [1,2,3]
Department of Toxicologic Pathology, Bayer HealthCare AG, Wuppertal, Deutschland
BARRY P. STUART [1]
Toxicology, Pathology and Veterinary Services Department, Bayer CropScience, Stillwell, KS, USA
PETER F. WADSWORTH [2]
Department of Pathology, AstraZeneca UK, Alderley Park, Macclesfield, England

*) RITA: Registry of Industrial Toxicology Animal-data. Mitglieder:

  • Abbott GmbH & Co KG, Ludwigshafen, Deutschland
  • ALTANA Pharma AG, Hamburg, Deutschland
  • AstraZeneca, Södertälje, Schweden and Macclesfield, England
  • Aventis Pharma Deutschland GmbH, Hattersheim, Deutschland
  • BASF AG, Ludwigshafen, Deutschland
  • Bayer HealthCare AG, Wuppertal, Deutschland
  • Boehringer Ingelheim Pharma KG, Biberach, Deutschland
  • Fraunhofer Institute of Toxicology and Experimental Medicine, Hannover, Deutschland
  • Hoffman-LaRoche AG, Basel, Schweiz
  • Merck KGaA, Darmstadt, Deutschland
  • Novartis Pharma AG, Basel, Schweiz
  • Pfizer, Amboise, Frankreich
  • Pharmacia, Nerviano, Italien
  • Syngenta CTL, Macclesfield, England

    **) NACAD: North American Control Animal Database. Mitglieder:

  • 3M Corporate Toxicology, St. Paul, MN, USA
  • Adolor Corporation, Malvern, PA, USA
  • Bayer CropScience, Stillwell, KS, USA
  • Pfizer, Inc., Groton, CT, USA
  • Pfizer, Inc., Ann Arbor, MI, USA
  • Pharmacia, Inc., Kalamazoo, MI, USA
  • R.W. Johnson Pharmaceutical Research Institute, Spring House, PA, USA
  • Schering-Plough Research Institute, Lafayette, NJ, USA